19 Juni 2011

Massenrevolte in Griechenland

Zu Hunderttausenden erklären die griechischen Empörten ihren neoliberalen Henkern den Krieg
von Yorgos Mitralias, Übersetzung: Hans-Günter Mull

Zwei Wochen nach ihrem Beginn überflutet die Bewegung der “Empörten” die Plätze der Städte im Land mit gewaltigen Menschenmengen. Sie schreien ihre Wut heraus und lassen die Regierung Papandreou und ihre lokalen und internationalen Unterstützer erzittern.
Es ist nicht mehr nur ein einfacher Protest noch eine breite Mobilisierung gegen die Sparpolitik. Von nun an ist es eine wirkliche Massenrevolte, die durch Griechenland fegt! Eine Revolte, die ihre Weigerung, “ihre Krise” und “ihre Schulden” zu bezahlen, laut hinausschreit und dabei das neoliberale Zwei-Parteien-System, wenn nicht gar das gesamte politische Personal in äußerste Bedrängnis bringt.

Wieviele waren es am Sonntag, den 5.Juni 2011 auf dem Syntagmaplatz im Zentrum von Athen, direkt gegenüber dem Parlament? Schwer zu sagen, denn eine der Besonderheiten dieser Massenversammlungen ist, dass es mangels zentraler Ansprachen oder eines Konzerts ein ständiges Kommen und Gehen von Demonstranten gibt. Aber nach der Schätzung der Verantwortlichen der Athener U-Bahn, die wissen, wie sie die Anzahl ihrer Fahrgäste berechnen, strömten an diesem denkwürdigen Abend mindestens 250.000 Menschen auf den Syntagmaplatz! Insgesamt waren es mehrere Hunderttausende, wenn man die Massenansammlungen “historischen” Ausmaßes auf den zentralen Plätzen Dutzender anderer griechischer Städte hinzuzählt.
In diesem Moment stellt sich jedoch eine Frage: Wie ist es möglich, dass eine solche Massenbewegung, die zudem dabei ist, eine griechische Regierung zu erschüttern, die im Zentrum des europäischen Interesses steht, von allen westlichen Medien mit einem ohrenbetäubenden Schweigen bedacht wird? Während der ersten zwölf Tage praktisch kein Wort, kein Bild von dieser beispiellosen Menge, die ihre Wut gegen den IWF, die Europäische Kommission, die Troika und auch Frau Merkel und die ganze internationale neoliberale Crème herausschreit. Absolut nichts. Nur bisweilen einige Zeilen über “Hunderte Demonstranten” auf den Straßen Athens, die dem Aufruf der Gewerkschaften folgen. Eine seltsame Vorliebe für die dürren Kundgebungen der völlig diskreditierten Gewerkschaftsbürokraten, während einige hundert Meter weiter seit zwei Wochen gewaltige Massen bis spät nach Mitternacht demonstrieren…
Das ist einfach Zensur, von bislang unbekanntem Ausmaß. Eine sehr organisierte und systematische Zensur, die um jeden Preis das Übergreifen der griechischen Bewegung auf Europa blockieren und verhindern will! Angesichts dieser neuen Waffe der modernen Heiligen Allianz wird es erforderlich sein, dass wir alle gemeinsam reagieren, um diesen Skandal anzuprangern und die Mittel zu finden, dieses Verbot der Information der Öffentlichkeit zu umgehen: durch die Entwicklung der Kommunikation zwischen den sozialen Bewegungen ganz Europas und die Schaffung unserer eigenen alternativen Medien…

Quelle und Weiterlesen: GEGENMEINUNG

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