24 August 2012

Aufgedeckte Lügen in Medien, Politik und Wissenschaft

absolut empfehlenswerter Vortrag von Prof. Dr. Michael Vogt. Da es sich hierbei – wie vom Vortragenden wiederholt betont und eingestanden – erklärlicherweise nur um einen sehr kleinen Auszug, sozusagen die Spitze des propagandistischen Eisbergs, handelt, sollte keine Diskussion darüber aufkommen, ob die angeprangerten Zustände korrekt widergegeben wurden. Alle angeführten Beispiele kann man jedoch mit dem erforderlichen Willen mühelos selbst recherchieren und wird sie in der vorgebrachten Weise bestätigt sehen …



Quelle: ADALBERTS MECKERECKE

16 August 2012

Rostock - Lichtenhagen I Der Tod von Menschen war einkalkuliert

Rostock-Lichtenhagen. 20 Jahre ist es her, dass in Deutschland eines der schlimmsten fremdenfeindlichen Pogrome der Nachkriegsgeschichte stattfand. Wer erinnert sich noch? Und wie?



Eigentlich müsste das Thema Hochkonjunktur haben, angesichts der NSU-Morde und der Verstrickungen des Verfassungsschutzes in die rechte Szene, der verbreiteten Akzeptanz für rassistisches Gedankengut in der so genannten „Mitte der Gesellschaft“ im Zuge der Entsolidarisierung. Aber die ARD bringt nicht etwa eine neue Reportage über 20 Jahre Rostock-Lichtenhagen und den Zusammenhang mit der NSU und dem Versagen des Verfassungsschutzes. Guckt sie vielleicht wenigstens mal, wie es vietnamesischen Vertragsarbeitern, die damals gehetzt wurden, heute geht? Fehlanzeige - sie bringt gar nichts. Immerhin hat der NDR noch einmal einen neuen Film beauftragt – der Regisseur bekam von vielen damals Verantwortlichen und Beteiligten kein Interview. Im „Freitag“ erscheint ein ärgerlicher Artikel, der sich in Verrenkungen über Weglassungen versucht, solche Ausschreitungen als Teil der menschlichen Natur zu betrachten, weder ein speziell deutsches Phänomen noch eins, in dem Interessengruppen vorher ganz gezielt die Massen auf Sündenböcke hetzen, noch eins, das konkret mit der deutschen Vereinigung zu tun hatte, jenseits der materiellen Probleme der Rostocker. Um Ausländerfeindlichkeit sei es schon gar nicht gegangen.
Dabei waren die Ereignisse aus dem Sommer 1992 ein Paradebeispiel für die gezielte staatliche Inszenierung eines Exempels, das gebraucht wurde, um ein verschärftes Asylrecht durchzusetzen. Es wurde gelogen, dass sich die Balken biegen, Absichten kaum verhohlen, Politik und Polizei haben derart versagt, dass man nur ganz gezieltes Tun oder besser Nichttun dahinter vermuten kann. Der Frust von deklassierten, um ihre Hoffnung betrogenen Ostdeutschen wurde in klassischer Manier gezielt auf die Ausländer als das „Andere“ kanalisiert, um CDU-Politik durchzusetzen. Eine Leerstelle wurde gelassen, wo offensichtlich war, dass sie von Rechtsradikalen besetzt werden würde. Der Tod von Menschen war einkalkuliert.
Das Boot ist voll“
Seit Mitte der 70ern zeichneten sich in der westlichen Welt, noch fast unmerklich, nach einer Periode des Wohlstands, die ersten Zeichen der beginnenden längerfristigen Rezession ab, die sich Anfang der 80er verfestigten. Und damit kam eine konservative Wende, symbolisiert durch die Wahl von Reagan in den USA, Thatcher in England, die die Entsolidarisierung der Gesellschaft vorantrieben, etwa in dem sie die Spitzenzinssätze für Reiche massiv senkten oder die Gewerkschaften zerschlugen. In der alten Bundesrepublik kam Helmut Kohl an die Macht. Seit den frühen 80er Jahren tobte in hier eine immer heißer werdende Debatte um die Asylgesetze, die bereits Ende der 70er begonnen hatte. Die CDU drängte auf eine Änderung, die im linken politischen Lager als eine Quasi-Abschafffung des Asylrechts betrachtet und auch von der SPD abgelehnt wurde. „Das Boot ist voll“ und „Scheinasylanten“ wurde zu rhetorischen Schlagworten in den Medien, oder auch die Rede von der „Asylanten-Springflut“, nach Karl Frommes bereits 1980 in der FAZ erschienem Aufruf, den „Asylantenstrom“ einzudämmen.  Rassismusforscher Siegfried Jäger konstatierte 1993, dass es teilweise keine Unterschiede zur Sprache im Dritten Reich geben würde. Rassimus kommt immer aus der Mitte der Gesellschaft, stellt er klar: Haltungen verfestigen sich dort, und werden an den Rändern der Gesellschaft ausgeführt, zumeist von jungen Männern, die sich trauen, das zu tun, was andere nur denken. Wie sehr der Asylant als solcher schnell zum Feindbild wurde, zeigten verstärkte Angriffe auf Ausländer seit Mitte der 80er. Rechtsradikale Parteien und Gruppierungen sprangen Ende des Jahrzehnts auf den Zug auf und verschärften die Rhetorik.