09 November 2012

Michael Winkler`s Tageskommentar

Schon nach einem Jahr Untersuchungshaft ist die Bundesanwaltschaft soweit, daß sie Anklage gegen Beate Zschäpe erhebt. Nun kann man sich fragen, ob die Herrschaften dank Beamtenbesoldung ein wenig langsamer arbeiten als die für gewöhnlich sehr tüchtigen Deutschen, oder ob man nun endlich genug Indizien "nachgebessert" hat, um einen eindrucksvollen Schauprozeß zu führen. Auf jeden Fall stinkt ein Verfahren, bei dem den Opfern 900.000 Euro Schweigegeld gezahlt wurden und bei dem nicht nur einmal, sondern ständig irgendwelche Akten rechtzeitig verschwinden.
Um ein Verbrechen, egal von wem begangen, geht es schon lange nicht mehr, sondern nur noch um Systempropaganda. Und so, wie die offiziellen Stellen involviert sind, von Polizei, Geheimdiensten, diversen Verfassungsschutzämtern, parlamentarischen Untersuchungsausschüssen in Bund und Ländern, darf man davon ausgehen, daß hier aktive Geschichtsfälschung betrieben wird. 2011 konnte man noch glauben, daß die Herren Böhnhardt und Mundlos Täter gewesen waren, 2012 sind sie zu passend, um real zu sein. Womöglich haben sie Banken überfallen, doch die "Döner-Morde" haben andere begangen. Die wurden ihnen zu Propaganda-Zwecken in die Schuhe geschoben, als Begründung für irgendwelche Schafsauftriebe, nach dem schon ausgeleierten Motto: Hinterdeppendorf ist bunt statt braun.
Steter Tropfen höhlt sogar Großkassierer Steinbrück: Die 25.000 Euro des Bochumer Innenhof-Gelabers will er nun doch an drei soziale Einrichtungen spenden, die ihm die Bochumer Oberbürgermeisterin und Parteigenossin Ottilie Scholz nennen soll. Und sogar die Stadtwerke Bochum haben dazugelernt: Eine Dumm-Quatsch-Runde mit 25.000-Euro-Gagen soll es angeblich nicht mehr geben. Inzwischen wurde ein weiterer Bochumer 25.000-Euro-Quatscher bekannt: Joachim Gauck. Was der mit dem Geld gemacht hat, wurde bis jetzt noch nicht aufgedeckt.
Zypern ist ebenfalls ein bißchen pleite und braucht Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm. Die Zypern-Banken haben zu viel Geld an Griechenland verliehen und wurden sogar Opfer des ersten Schuldenerlasses für Griechenland. Entweder die EU hilft oder die Einlagen bei den Zypern-Banken sind in Gefahr. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die Sparbücher zusammengeschaffter Omas, sondern um das Schwarzgeld russischer Millionäre. Aber was soll's, die Demokraten retten alles. Nach den griechischen Milliardären sind die russischen Millionäre ja auch wirklich arme Schlucker.
Mario, der Draghi von Goldman Sucks, hat noch Pläne mit dem Euro. Erst mal hält er sich bereit, die Zinsen zu senken. Die sind zwar so niedrig wie nie zuvor, aber bei den enormen Staatsschulden ist jede Nachbesserung willkommen. Trifft ja nur jene, die nicht mit Gold und Silber für ihr Alter vorgesorgt haben. Dank der Inflationsrate ist der Zinssatz ohnehin negativ, für Sparer sowieso und für den einen oder anderen Staat auch. Außerdem möchte er neue Geldscheine herausbringen, die noch fälschungssicherer sein sollen. 2013 will er mit den Fünfern anfangen. Bei einem Wert pro Jahr wären wir dann - Moment - 2019 bei den Fünfhundertern. 2020 könnte er die Tausender einführen, '21 die Zweitausender, '22 die Fünftausender... Ach so, ja, dann ist er eh nicht mehr im Amt. Und der Euro... Ach, wen interessiert denn noch der Euro? Eine Unze ist eine Unze und bleibt eine Unze. Daran bastelt nicht mal Goldman Sucks herum.

Michael Winkler