In mehreren Zeitungen wurde gestern
darüber berichtet, dass die Steuereinahmen von Bund und Ländern zum
ersten Mal seit zwei Jahren gesunken seien. Im Vorjahr betrug die
gesamte Steuerleistung in Deutschland 573,4 Milliarden Euro. Für 2012
wird trotzdem mit einem Anstieg auf 596 Milliarden gerechnet. Und wer
zahlt den größten Anteil davon? Der unersättliche Finanzsektor? Die
mächtigen Konzerne? Keineswegs. Wie detaillierte Angaben des
Bundesministeriums für Finanzen deutlich aufzeigen, ist es die Masse der
hart arbeitenden Bürger, die neben dem Finanzapparat auch den gesamten
Staat erhalten.
Was die plötzlich niedrigeren
Steuereinahmen betrifft, so wird im jüngsten Bericht des
Bundesministeriums für Finanzen erklärt, dass diese nicht durch die
anhaltende Konjunkturschwäche ausgelöst, sondern auf technische Ursachen
zurückzuführen seien. Eine Umstrukturierung der Besteuerung von
Dividenden würde eine Verzögerung mit sich bringen.
Was den Bürger diesbezüglich jedoch
wesentlich mehr interessiert ist die Frage, von wem eigentlich die
meisten Steuern entrichtet werden. Auch wenn es für Viele keine
Überraschung ist, die Einnahmen des Staates entstammen zum größten Teil
keineswegs jenen Wirtschaftsbereichen, in denen regelmäßig Milliarden
verschoben werden. Umsatz- und Lohnsteuer bringen dem Staat das meiste
Geld.
Auf der Webseite des Bundesministeriums für Finanzen ist eine detaillierte Auflistung der gesamten Steuereinahmen Deutschlands als Pdf-Dokument verfügbar.
Wir wissen, dass wir zu sparen haben.
Unser Währungssystem, und dabei insbesondere der Euro, steht unter
Druck. Der Finanzsektor muss befriedigt werden, um die Kreditwürdigkeit
zu erhalten. Löhne müssen niedrig gehalten werden, um die
internationalen Investoren nicht abzuschrecken. Wenn es um die Rettung
von Banken geht, sind wir gewohnt, Beträge von Dutzenden von Milliarden
zu vernehmen. Und die Mehrzahl der Bürger spürt es mittlerweile deutlich
in der eigenen Kasse, dass ihr verfügbares Einkommen für immer weniger
ausreicht. Doch Herr Schäuble hat bislang keinen Grund zur Klage. Die
gesamten Steuereinnahmen Deutschlands stiegen von € 530,587 Mrd. im Jahr
2010 auf € 573,351 im Jahr 2011. Immerhin, ein Zuwachs von 8,06%.
Und woher stammen diese Einnahmen?
An erster Stelle rangiert die
Umsatzsteuer mit € 190,033 Mrd. (2011). Gefolgt von der Lohnsteuer mit €
139,749 Mrd. Das wären zusammen 58% der gesamten Steuerleistung. Die
Last, die der Bürger trägt, ist damit natürlich noch nicht zu Ende.
Schließlich gibt es noch Versicherungssteuer, Tabaksteuer, Kaffeesteuer,
Branntweinsteuer, Alkopopsteuer, Schaumweinsteuer, Energiesteuer,
Stromsteuer, Kraftfahrzeugsteuer, Lotteriesteuer, Biersteuer, um nur die
wichtigsten zu nennen, die ebenfalls vom Bürger getragen werden.
Aus welchem Grunde sind wir eigentlich so
stolz auf unsere Demokratie? Weil wir jene Politiker, die uns
letztendlich an den Finanzsektor verkaufen, selbst auswählen dürfen? Wie
in anderem Zusammenhang berichtet,
verbleiben dem Deutschen nach Bezahlen der Lohnsteuer, Sozialabgaben,
Wohn- und Transportkosten im Durchschnitt nicht mehr als € 444 monatlich
zum Leben übrig. Und davon darf er dann noch Umsatzsteuer etc.
bezahlen. Die Gelder, die im Laufe der Jahrzehnte in das System gepumpt
wurden, und für die wir als Bürger geradestehen, für die wir die Zinsen
bezahlen, sind schon lange in schwer nachvollziehbaren Kanälen
verschwunden. Auf Jersey, den Bahamas, den Jungferninseln und einigen
anderen Finanzoasen.
Und an eine Besteuerung der Abzocker ist natürlich nicht zu denken. Sie
sind „international“. Sie könnten uns verlassen und ihre Abzockerei
anderswo betreiben. Es scheint als wären Staaten heutzutage nicht mehr
fähig, aus sich selbst heraus zu existieren.
Oder vielleicht doch? Stellen wir uns
vielleicht bloß, weil wir das System noch nicht durchschaut haben, dem
internationalen Kapital als gewinnbringende Arbeitskraft, als
Humankapital, zur Verfügung? Die technischen Errungenschaften des
letzten Jahrhunderts betrachtend, ist es eigentlich absurd, dass so viel
Leistung verlangt wird, einfach um über einen Platz zum Wohnen und
genügend Nahrung zu verfügen. Den Begriff der Vermögensbildung kennt der
überwiegende Teil der Bevölkerung schließlich nur vom Hörensagen. Und
dafür leben wir in einer sogenannten Demokratie?
Quelle: THE INTELLIGENCE