26 Dezember 2012

Frohe Arschnachten den Weihlöchern

Kaum nähert sich der Kalender dem Weihnachtsfest, scheint es in der Politik und in den Medien nur noch mitfühlende, gar empathische Menschen zu geben. Rund um die Uhr wird betroffen und mahnend von der „wachsenden Armut“ und „großen Kluft in der Gesellschaft“ gesäuselt. In den großen bürgerlichen Leitmedien dürfen sich die verkannten Sozialreporter austoben, und auch der hinterletzte Parteifuzzi fühlt sich derzeit bemüßigt, etwas von „notwendigen Konsequenzen“ aus den derzeit fast im Tagestakt veröffentlichten Armutsstatistiken zu faseln. Natürlich nicht ohne zu erwähnen, dass man dafür seiner Truppe bei den kommenden Wahlen die Stimme geben müsse. Kurzum: Es ist ekelhaft.

Schlechte Laune macht mir weder die wachsende Armut noch die Heuchelei der Politiker und Meinungsmacher. Schlechte Laune machen mir eher das kollektive Unvermögen der Marginalisierten, sich gegen die herrschenden Zustände aufzulehnen und meine arg limitierten Möglichkeiten, derartige Prozesse voranzubringen. Schlechte Laune macht mir ferner eine zunehmend aggressiver auftretende Mittelschicht, die sich aus lauter Angst vor dem eigenem Abstieg nur noch um die eigenen kleinen Pfründe und Nischen kümmert. Sie rottet sich zusammen, um „ihre“ Grundschulen gegen Kinder aus „bildungsfernen Schichten“ abzuschotten. Sie schließt sich in klandestinen Genossenschaften zusammen, um sich – mit öffentlicher Unterstützung - dauerhaft bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wer nicht genug Eigenkapital mitbringt, muss aber leider draußen bleiben. Sie nistet sich in begehrten Altstadtgebieten in „Stadtteilvertretungen“ und „Kiezbeiräten“ ein, „kämpft“ unermüdlich für ein paar Fahrradstreifen, verkehrsberuhigte Zonen und Grünflächen, erklärt sich aber für die Verdrängung Einkommensschwacher aus diesen Vierteln für nicht zuständig. Sie zelebriert ihren verlogenen Öko-, Fairtrade-, Kultur- und Genuss-Lebensstil, benimmt sich dabei hochgradig asozial und behauptet noch dreist, das alles sei irgendwie nachhaltig.

 Quelle: DUCKHOME

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