02 Januar 2011

Richtig-Dichtung: Merkels Neujahrsansprache

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Liebe Bürginnen und Bürgen,
lassen Sie mich ganz offen sein: [...]
glauben sie mir, die ich sonst um keine Lüge verlegen bin, dass ich hier ganz offen bin.
Als ich vor einem Jahr genau hier saß und zu Ihnen sprach, da habe ich bei aller Zuversicht durchaus auch mit gemischten Gefühlen in die Zukunft geschaut, denn unser Land steckte tief in der Finanz- und Wirtschaftskrise. Es war die schwerste Krise seit über 60 Jahren.

Vor einem Jahr saß ich schon einmal hier, und ich habe mit sehr gemischten Gefühlen in die Zukunft geschaut. Denn die Spekulationen meiner Freunde aus der Banken- und Finanzmafia in den Börsencasinos der Welt waren so richtig schief gegangen, und zum ersten Mal seit sechzig Jahren hätten meine spendablen und mich stets unterstützenden Freunde unter den Vampiren ordentliche Verluste machen können. Doch zum Glück habe ich es zusammen mit meinen asozialen Freunden aus der classe politique, mit der INSM, meinen Speichelleckern aus der Journaille und diversen so genannten Talkshows hinbekommen, dass überall nur zu hören war, dass die „Rettung“ dieser Vampire alternativlos sei. Gut, dass ich das mit der Agitation und Propaganda damals in der DDR gelernt habe.
Doch trotz aller berechtigten Sorgen – es wurde ein gutes Jahr für Deutschland.
So wurde es trotz aller Sorgen für einige Menschen in Deutschland ein gutes Jahr — und es regte sich kein ernstzunehmender Widerstand. Das erfüllt mich mit großem Optimismus, dass ich mit meinen ganzen Verbrecherfreunden auch in Zukunft mit jeder noch so windigen Nummer durchkommen werde. Hauptsache, die Menschen lassen sich davon verblenden, wie gut es Deutschland geht und fragen niemals danach, wie es der Mehrzahl der Menschen in Deutschland geht.
Und über eines vor allem können wir uns freuen: Noch nie hatten im geeinten Deutschland mehr Menschen Arbeit als heute. Die Zahl der Arbeitslosen ist die Niedrigste seit fast 20 Jahren.
Über eines habe ich mich mit meinen Verbrecherfreunden ganz besonders gefreut: Noch nie gab es in Deutschland so viele Menschen in völlig rechtlosen und sklavenhaften Elendsarbeitsverhältnissen wie heute.
Deutschland hat die Krise wie kaum ein anderes Land gemeistert. Was wir uns vorgenommen hatten, das haben wir auch geschafft: Wir sind sogar gestärkt aus der Krise herausgekommen. Und das ist vor allem Ihr Verdienst, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Die profitierende Minderheit in Deutschland hat das Scheitern ihrer verantwortungslosen Spekulationen in einer Weise gemeistert, wie sie sonst auf der Welt nur selten zu beobachten ist, weil sich — wenn man von der VR China einmal absieht — andernorts die Menschen kaum dermaßen belügen lassen, dass sie darüber ihre eigenen Interessen und ihr eigenes Lebensrecht verachten. Ja, die profitierende Minderheit hat sich sogar ordentlich Geld in die Taschen stopfen können und ist aus dem Scheitern ihrer verantwortungslosen Spekulationen gestärkt herausgekommen. Und das, liebe Bürginnen und Bürgen, wird vor allem von ihnen bezahlt und geht auf Kosten ihres jetzigen Lebens und ihrer Zukunft.
Deutschland ist so erfolgreich, weil Sie Tag für Tag Ihre Arbeit machen. Sie sind früh morgens auf den Beinen. Sie arbeiten im Schichtdienst, an Sonn- und Feiertagen. Sie kümmern sich um Aufträge und um Ihre Mitarbeiter. Sie meistern Ihren Alltag, wie schwer er oft auch sein mag.
Eine kleine Minderheit der Einwohner Deutschlands ist so erfolgreich, weil eine große Mehrheit der Einwohner Deutschlands jeden Tag klaglos funktioniert, das eigene Lebensrecht verachtet, Propaganda mit Wahrheit verwechselt und das Gehirn an der Garderobe abgibt.


Gemeinsam haben wir Enormes geleistet. Wir haben erfahren, was möglich ist.
Gemeinsam ist uns die Leistung. Immer mehr Menschen erbringen immer mehr Leistung, damit sich immer weniger Menschen immer mehr leisten können. Unfassbar, dass das so einfach möglich ist, da wäre sogar Ulbricht noch neidisch geworden.
Das ist wichtig, denn wir Deutschen sind uns unserer Stärken selbst nicht immer bewusst. Unsere Fußball-Nationalmannschaft hat in Südafrika ganz wunderbar genau die Tugenden gezeigt, die uns stark machen: Fleiß und Disziplin, Ideenreichtum und Technik auf höchstem Niveau.
Es ist wichtig, dass die meisten Einwohner Deutschlands auch weiterhin mithelfen, die Zukunft ihrer Heimat zu zerstören und den Patriotismus mit dem Vuvuzela-Hupen zur größten kommerziellen Sportveranstaltung der Welt verwechseln. Also bleibt schön fleißig, diszipliniert, lasst die Besitzenden durch eure Ideen noch reicher werden und kauft euch technischen Tinnef aller Art, von dessen Funktionsweise ihr nichts versteht.
Nur ein Wort noch zum Fußball: Wenn nächstes Jahr die Frauen-WM in Deutschland stattfindet, dann will unsere Mannschaft zum dritten Mal den Titel holen. Mit unserer Unterstützung kann sie es wirklich schaffen, ich jedenfalls freue mich schon auf das Eröffnungsspiel in Berlin.
Und auch zu den Frauen könnt ihr hupen. Aber das kriegt das Staatsfernsehen schon hin, dass sich jeder Halbaffe dabei bis zur Entgeisterung begeistert. So etwas müsst ihr für Deutschland halten, während wir eure Heimat an den Meistbietenden verkaufen.
Aber bei aller Zuversicht: Unsere Stärken werden wir auch in Zukunft beweisen müssen – und zwar nicht nur im Fußball.
Was ich euch jetzt erzähle, ist beinahe so sportlich wie Fußball:
Europa steht in diesen Monaten inmitten einer großen Bewährungsprobe. Wir müssen den Euro stärken. Dabei geht es nicht allein um unser Geld. Der Euro ist ja weit mehr als eine Währung.
Der Euro ist mehr als eine Währung. Der Euro ist der Kern Europas. Der Euro ist die gesamte europäische Kultur und Geschichte. Der Euro ist wichtig. Der Euro ist nicht nur Geld, der Euro ist die große Bewährungsprobe. Wir müssen ihn stark machen, egal was geschieht. Diesem großen, staatsheiligen Ziel ist alles unterzuordnen. Opfer! Opfer müssen gebracht werden. Es geht ums Überleben! Jetzt! Und morgen! Und gestern! Und in alle Ewigkeit!
Wir Europäer – wir sind zu unserem Glück vereint. Das vereinte Europa ist der Garant für unseren Frieden und Freiheit. Der Euro ist die Grundlage unseres Wohlstands.
Der Euro ist Frieden. Der Euro ist Freiheit. Der Euro ist Einheit. Der Euro ist Wohlstand — zumindest für jene, deren Interessen ich vertrete. Der Euro ist Glück. Der Euro ist „Wir“. Klingt „wirr“. Macht nichts, ist alles schneller gesagt, als die Hörer denken können.
Deutschland braucht Europa und unsere gemeinsame Währung. Für unser eigenes Wohlergehen wie auch, um weltweit große Aufgaben zu bewältigen.
Ohne Euro gibt es kein Deutschland. Der Euro ist „Wir“. Der Euro ist „Gemeinsamkeit“. Der Euro ist „Wohlergehen“. Der Euro ist wichtig, um „weltweit große Aufgaben“ zu bewältigen…
Wir Deutsche nehmen unsere Verantwortung wahr – auch wenn sie manchmal sehr schwer ist.
…und das ist jedes nur erdenkliche Opfer in den „weltweit großen Aufgaben“ wert, sogar…
Unsere Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan mussten in diesem Jahr den Tod von neun Kameraden verkraften. Auch wenn kein Wort von mir das Leid der Familien und Freunde der Gefallenen tatsächlich mildern kann, will ich von Herzen sagen: Ich vergesse sie nicht.
…einen verfassungswidrigen Krieg an der „deutsch-afghanischen Grenze“. Die Soldaten der Bundeswehr morden und verrecken für den Euro.
Auch die körperlich und seelisch Verwundeten vergesse ich nicht. Ich hoffe so sehr, dass sie rasch wieder gesund werden können.
Ich als Kriegsherrin sage euch mit zum eisernen Kreuz gekreuzten Fingern und eiskalten Krokodilskullertränchen, dass mir das Elend dieses verbrecherischen Krieges sehr nahegeht. Aber ist nur halb so schlimm für die Kriegsversehrten, das wird schon wieder.
Die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan haben mir erzählt, dass viele Menschen, auch ganz unbekannte, ihnen zu Weihnachten Briefe und Päckchen geschickt haben. Sie haben mich ausdrücklich darum gebeten, Ihnen dafür zu danken. Das tue ich hiermit sehr, sehr gerne.
Die Propagandabeauftragten der Kämpfer an der „deutsch-afghanischen Grenze“ haben mir erzählt, dass sie nach der kernerschen Weihnachts-Talkshow von der Front Berge von Briefen und Päckchen von der Heimatfront erhalten hätten und ich bedanke mich im Namen der Propagandabeauftragten der Kämpfer an der „deutsch-afghanischen Grenze“ für diesen Rückhalt. Das ist toll. Gut, dass Kerner so viel mehr Reichweite als das Grundgesetz hat.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Liebe Bürginnen und Bürgen,
so wie wir mit Hoffnung in die Zukunft blicken, so tun das auch die Menschen in anderen Teilen der Welt. Auch sie haben Vorstellungen davon, wie sich ihr Land entwickeln soll. Damit fordern sie auch uns Deutsche heraus, nicht stehen zu bleiben.
so, wie jene Minderheit der Deutschen, für deren Interessen ich stehe, mit Hoffnung in die Zukunft blicken, so tun das auch Menschen an anderen Orten in der Welt. Die haben Vorstellungen davon, welchen Krieg wir als nächstes führen sollen.
Die christlich-liberale Bundesregierung setzt deshalb alles daran, im kommenden Jahr wichtige Etappenziele zu erreichen.
Die Bande von Verbrechern, die mich zur Kanzlerdarstellerin gemacht hat, setzt deshalb alles daran, im kommenden Jahr jene Ziele zu erreichen, die für die Bande, die mich zur Kanzlerdarstellerin gemacht hat wichtig sind.
Das wohl wichtigste: Noch mehr Menschen sollen Arbeit bekommen können.
Das wichtigste Ziel: Noch mehr Menschen sollen in rechtloser Quasi-Zwangsarbeit für einen Hungerlohn zu Gunsten der Besitzenden malochen.
Auch werden wir unsere Finanzen weiter in Ordnung bringen und die Steuern vereinfachen.
Auch werden wir den Bundeshaushalt entlasten, indem wir das Geld, das wir den Bankstern geschenkt haben, damit diese weiterzocken können auf offene und versteckte Weise allen aus der Tasche ziehen. Vermutlich werden das unsere Propagandaschreiber als „Vereinfachung“ verkaufen.

Quelle und Weiterlesen: WWWUT

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