26 Mai 2012

Organspende – das notwendige Vertrauen ist längst verspielt

Politiker geraten mitunter aus der Bahn. In Hinblick auf die gerade initiierte Kampagne auf der Grundlage einer neuen Gesetzgebung zur Organspende lässt sich dies einmal mehr anschaulich betrachten. Das millionenschwere Vorhaben soll fundamental verlorenes Vertrauen ersetzen.

Im Parlament wurde das recht zweischneidige Thema der Organspenden erstaunlich soft diskutiert. Es herrschte traute Einigkeit darüber, dass jeder Bürger, der sich künftig eindeutig als Organspender ausweist, ein solidarisch handelnder Zeitgenosse und Lebensretter sei. Was dies im Umkehrschluss bedeutet, können Sie sich selbst zusammenreimen. Damit landen Sie, lieber Mitbürger, ziemlich automatisch und politisch legitimiert am Pranger, wenn Sie sich - aus welchen ganz persönlichen Gründen auch immer – nicht für Organspenden zur Verfügung stellen. Mit Verlaub, das sprengt in der Tat jegliches Maß an Respekt vor der persönlichen Einstellung eines jeden einzelnen Bürgers zu diesem Sachverhalt. Es gehört schon eine kräftige Portion Unverfrorenheit, ja eine geradezu anmaßende und perfide Dreistigkeit dazu, mit derartigen rhetorischen Mitteln zu spielen. Sie sind geradezu darauf angelegt, Druck auszuüben. Jedermann hat ein Recht darauf, Organspender zu werden. Er (oder Sie) hat allerdings auch ein Recht darauf, dies abzulehnen. Daraus resultiert in keinem Fall ein Anspruch der Politiker, sich wertend dazu zu äußern. Solche geschickt gestreuten Werturteile mit geradezu nötigendem Charakter vertuschen nur die schwerwiegenden, politischen Versäumnisse der Vergangenheit.
In einer Gesellschaft in der Geschäftemacherei einen höheren Stellenwert hat, als das Wohl der Menschen, ist ein Anspruch auf Vertrauen in Ethik, Moral, und Verlässlichkeit verspielt. Dieser Anspruch wäre allerdings bei einer Angelegenheit von einer solchen Tragweite, wie es die Organspende nun einmal ist, zwingend notwendig. Keiner der Politiker, die wertende Statements von sich geben, können einen künftigen schwungvollen Organhandel sicher ausschließen. Niemand kann garantieren, dass es nicht zu Abwägungen kommt, was sich im Einzelfall mehr lohnt: Ein Menschenleben aufwändig zu retten oder lieber die verbliebenen, funktionsfähigen und somit brauchbaren Organe einer weiteren Verwertung zukommen zu lassen.
Das hört sich brutal an? Es ist brutal. Ein Großteil der einflussnehmenden Mitmenschen ist unberechenbarer geworden, denn je zuvor. Ethik, Werte und generelle Wertschätzungen gegenüber anderen Mitmenschen – solche fundamentalen Eigenschaften haben gelitten und schwere Blessuren davongetragen. Das Gesundheitssystem ist krank. Es leidet an einer bis zum Äußersten ausgereizten und unerträglichen Kommerzialisierung und spielt mit den Menschen ein ziemlich hässliches und gewagtes Spiel. Für Vertrauen in ein solches, entartetes System gibt es keine Veranlassung. Es eignet sich nicht als gesunde Plattform für den Bereich Organspenden.
Werden in einer Gesellschaft alte und kranke Heimbewohner miserabel versorgt, nicht selten sogar gequält und misshandelt, dann ist jeglicher Respekt verloren gegangen. Der Zustand einer Gesellschaft bemisst sich aber nun einmal daran, wie Menschen behandelt werden, die nicht mehr als Glied der Wertschöpfungskette gewinnbringend zur Verfügung stehen. Der Respekt vor dem Menschenleben, ganz gleich welchen Alters und Standes, ist nicht (mehr) präsent. Der Wille, jedermann die gleiche Wertung und die bestmögliche Behandlung und Fürsorge zukommen zu lassen, ist weitgehend nicht vorhanden. Missbrauch im Bereich Organhandel ist dann nur die logische Folge und Fortsetzung bereits vorhandener Strukturen.
Politiker und Parlamentarier hätten gut daran getan, ihre gebündelten Kräfte und vermeintlich rhetorischen Fähigkeiten in dahingehende, längst überfällige Änderungsprozesse zu stecken. Stattdessen werten sie das Recht auf freie Entscheidungen eines jeden einzelnen Bürgers, damit diese nach ihrem persönlichen Gutdünken ausfällt. Trotz knapper Kassen werden die Taschen der Parlamentarier plötzlich ganz weit. Auf Kosten der Versicherten, die ohnedies bereits immer mehr Geld für immer weniger Leistung zahlen, springen üppige Millionen für eine fragwürdige Kampagne der Krankenkassen aus dem Ärmel. Die Glanzbroschüren mit nötigendem Inhalt gehören in den Mülleimer und nicht in die Briefkästen mündiger Bürger in einem freiheitlich demokratischen Land. Dessen Eliten haben Ethik und Moral längst zur reinen Vokabel dezimiert. Das für eine solche Kampagne notwendige Vertrauen wurde somit schon lange verspielt.

Quelle: SPREERAUSCHEN

1 Kommentar:

Zinnober hat gesagt…

...in den 60er Jahren haben die "Mediziner" den sogenannten Hirntod eingeführt um Organe von Unfallopfern gewinnbringend verkaufen zu können...
wenn das Gehirn eines Menschen aber dessen Körper nicht mehr steuert, ist er noch lange nicht tot, seine Seele ist noch in ihm... entnimmt man ihm Organe, bringt man ihn um!!!!